Ich danke euch für das enorme Interesse und den großen Zuspruch, anlässlich meines
gestrigen Stempelnachmittags im Altenheim. Gerne möchte ich darüber berichten.
Es kamen, wenn ich mal schnell überschlage, ca. 1000 Lebensjahre zusammen. Und
das Schönste daran, ich war die mit Abstand Jüngste! Etwas skeptisch rollerten gegen
16.00 Uhr die Ersten heran. Vorher hatte ich bereits in einem großen Raum mehrere
Tische zu einem quadratischen Block zusammengestellt und mit Materialien bestückt.
Die farbenfrohen Blumen und ein paar Musterkarten zierten die Mitte des Tisches. Nach
und nach füllte sich der Raum und der Tisch war rundum besetzt. Aber es kamen noch
weitere Interessierte und so haben wir schnell einen zusätzlichen Tisch angestellt. Wie
üblich, habe ich mich erst einmal vorgestellt und in verständlichen Worten erklärt, was
ich so mache und für den Nachmittag geplant habe. Einige kannten mich aber auch
schon von diversen Ausstellungen hier im Ort. Und dann ging es los. Jede Einzelne von
ihnen bekam einen Stempel an die Hand, dazu ein Stück Karton und die Stempelkissen
wurden geöffnet. Ich war erstaunt, denn alle legten gleich los. Mit der Hilfe einer
Betreuerin und der Heimleiterin, haben sie fleißig Schmetterlinge abgedrückt, die ich
dann gleich mit unseren praktischen Stanzen ausgestanzt habe. Anschliessend, beim
Aufkleben der Schmetterlinge, habe ich ein wenig geholfen, aber alles funktionierte recht
gut. Als das erste Kärtchen fertig war, waren sie stolz wie Oskar. Interessiert kamen
auch immer wieder einige Damen der Verwaltung und von den Stationen vorbei und
waren hin und weg, denn sie konnten es nicht glauben, dass die Senioren in so kurzer
Zeit solche kleinen Kunstwerke zustande gebracht hatten. Nach dem Kärtchen wollten
sie aber noch unbedingt eine Blüte am Stiel machen, was auch problemlos klappte.
Für mich war es ein ganz besonderer Nachmittag. Es waren nicht die Kunden von
morgen und Umsatz hat es auch nicht gegeben. Aber es war soviel wertvoller als alles
Materielle zusammen. Dieses Gefühl, diese Frauen 1,5 Stunden etwas machen zu
lassen, wo sie in Anbetracht ihres Alters geglaubt haben, dass sie es gar nicht mehr
können, ist unbeschreiblich. Dazu der Glanz in ihren Augen, als sie sagten: "Die Karte
bekommt meine Tochter oder mein Schwager zum Geburtstag, die habe ich ganz
alleine gemacht." Und dann gleich die Frage: "Kommen Sie bald wieder?" Da kann
man doch nur glücklich mit "Ja" antworten. Und wiedermal bin ich so froh, solch ein
tolles Hobby zu haben, das die Menschen verbindet. Mit wem ich dann in einigen
Jahrzehnten mein Zimmer teilen werde, wenn ich ins Altenheim ziehe, werde ich
nach Eingang der vielen Angebote noch entscheiden. Die Nachfrage ist seit gestern
sehr hoch;). Sorry, es war ein langer Bericht. Aber so eine Erfahrung kann man nicht
eben in nur zwei Worte fassen. Jetzt freue ich mich auf das morgige Kickoff in
Frankfurt. Ich schätze aber, der Bericht dazu am Sonntag, wird genauso lang werden,
wie der heutige.
Alles Liebe,
Eure Helga